Von Tupiza nach Uyuni – durch Boliviens Südwesten Von Fridolin Fröhlich (19 Jahre)

Manchmal fällt es einem schwer Zeit zu finden, gerade wenn man so viel erlebt und sieht. Deswegen schreib ich jetzt erst, aber besser spät als nie. Nachdem wir die ersten Tage in Bolivien erfolgreich verarbeitet haben, begeben wir uns Schlag auf Schlag zu den nächsten Orten & Abenteuern. Von Potosi aus, vorbei an Kakteen, verlassenen Dörfern und vor allem an noch verlasseneren, aber nagelneuen Kunstrasenplätzen, sind es durch die neuen asphaltierten Straßen nur noch knapp 6 Stunden nach Tupiza. Von hier aus beginnt unsere Runde durch den ´Wilden Westen` des Landes, wo ein Highlight das nächste jagen soll. Die Landschaft ist trist, Berge ohne Schneegipfel, einfache Felsformen und eintönige Pflanzen. Nur die Lamas verändern das Bild durch ihr Treiben. Ihr treudoofer Blick bringt einen zum Schmunzeln, am Anfang bin ich noch zögerlich (man möchte ja keinen grünen Batzen ins Gesicht gespuckt bekommen). Aber ich trau mich dann doch, vor allem die jungen Zutraulichen zu streicheln. Die Piste steigt weiter. Längst liegt die 4000 Meter Höhenlinie hinter uns. Neue Lagunen werden sichtbar, dahinter der Vulkan Uturunku, wie er sich in ihnen spiegelt. Er soll mein erster 6000er werden, doch Kopfschmerzen hindern mich am nächsten Morgen am Aufstieg. Papa & Ilka ziehen das Ding und erreichen glücklich den Gipfel. Ilkas Mutti(65 Jahre) bleibt auch lieber im Basecamp. Wieder Fahrt durch eine endlos weite Natur: Vulkansandwüsten, dekoriert mit ausgespuckten Magmabomben, bizarre Erosionsbilder, Berge aufgetürmt und wieder zerrissen durch die Urgewalt von Eruptionen. Für uns alle ist das ein gewaltiges Erlebnis. Weiß das Salz, das Wasser und auch das auskristallisierte Borax der nächsten Bergseen. In der Lagune stehen Flamingos. Hier Vögel anzutreffen, die man eher an tropischen Gewässern vermutet, verblüfft alle. Ich versuch die Momente, so gut es geht, festzuhalten. Kameraverschlüsse klicken überall! Gegen die Kälte helfen heiße Quellen, wie man sie aus Filmen kennt. Das Wasser hat Badewannentemperatur und im Hintergrund tummeln sich die Anden. Unbeschreiblich. Die Landschaft wird steiniger und sandiger. Wir sind in einer Art Wüste, an verschiedenen Stellen verstreut liegen Felsbrocken, als hätte sie jemand dorthin geschoben, damit es nicht ganz so trostlos aussieht. So stell ich mir ungefähr die Natur auf dem Mars vor. Schließlich treffen wir auf die Laguna blanca, welche an sich schon spektakulär ist und darauf hinweist, dass die schönste aller Lagunen nicht weit entfernt sein kann. Wir umfahren einen Hügel und sehen die Laguna Verde. Zur rechten verschneite Vulkangipfel, davor Lamas auf karger Bergweide.. Türkisblaues Wasser, was nur so zum Baden einlädt & dahinter der Lincancabur (5960m).

Ein Bild wie auf einer Postkarte! Wir wollen unbedingt da hinauf! Drei Uhr nachts laufen wir los. Insgesamt 1000 Höhenmeter sind zu absolvieren. Bei der Anstrengung fragt man sich oft, warum man das macht. Aber wenn man dann tatsächlich oben ist, weiß man es. Man kann es nicht beschreiben. Blick auf die Laguna Verde, den Kratersee und einfach ganz oben zu sein. Der Himmel zum Anfassen nah. Ein grandioser Moment! Später erreichen wir die  farbige Lagune´. Durch die Sonneneinstrahlung schlägt die Farbe des Wasser der Laguna Colorada in ein strahlendes Rot um. Im seichten Wasser stehen tausende, rosarote Flamingos grazil auf einem Bein. Bilder sagen hier mehr als alle Worte. Wir haben nun Wüsten passiert, verschneite und nackte Vulkangipfel, die höchsten Schlammgeysire der Welt mit Abstand beobachtet und den bekanntesten Baum der Wüste (Árbol de Piedro) gemustert. Der Höhepunkt ist dennoch der Salar de Uyuni. Wir übernachten in einem Dorf direkt am Rande des Sees. Unser Hostal ist komplett aus Salz errichtet, sowohl die Betten, als auch Stühle und Tische. Im Dorf selbst ist so ziemlich jeder absolut betrunken, als wir ankommen da Karneval ist. Papa steht dem nichts nach und ich bin erstaunt, dass er es zur Weckzeit 4.30 Uhr aus dem Bett schafft. Schließlich wollen wir den Sonnenaufgang auf dem Salar erleben. Man sieht außer einer um uns liegenden Salzfläche nichts. Der Himmel färbt sich langsam orange-gelb. Die Struktur der Salzwaben wird deutlich und es sieht aus, als würde man über gefrorenes Eis laufen, welches jeden Moment einbrechen könnte. Man muss es mit seinen eigenen Augen gesehen haben, sonst kann man es sich nicht vorstellen. Wow!

Der Salzsee in seiner reinsten Form. Nach unzähligen Fotos und Videos halten wir an einer Insel mitten auf der Salzfläche. Sie ist mit haushohen Kakteen gespickt. Von hier aus macht man sich das ganze Ausmaß erstmals bewusst. 150 Kilometer lang und eben fast so breit liegt der Salar um uns herum. Es ist gigantisch. Das viele Regenwasser der letzten Tage kann auf dem Salzsee nur schwer ablaufen. So entsteht der nächste geniale Effekt neben der Wabenstruktur: Die Spiegelung. Es schaut so aus, als würde man übers Wasser laufen können. Die Berge um einen herum spiegeln sich, genau wie man selbst. Einmal genau zwischen Himmel und Erde sein. Als wäre man schon vor Gottes Tor angekommen oder nur einen Katzensprung davon entfernt. Ich bin sprachlos bei diesem Anblick. Abseits jeglicher Zivilisation, dort wo keine Menschenseele etwas verändert hat. Hier muss man mal gewesen sein. Ich kratze noch etwas Salz in einen Beutel, von der knapp 50 Meter dicken Salzschicht. Alles was in diesem See und an seinem Rand liegt scheint zu fliegen. Was für ein Anblick auf fast 4000 m Höhe. Genug der Worte. In den Bildern seht ihr was ich meine. Bleibt fleißig in der Schule auf Arbeit oder auf dem Amt. Wir befinden uns jetzt in Rurrenabaque und freuen uns über das heiße Wetter. In den nächsten Tagen geht´s in den Regenwald und in die Pampa. Ich bin gespannt wie ein Regenschirm.

 

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