Samstag, 21.01.2001

7:00 Uhr stinkt es nach Benzin, also raus aus den Federn! Es ist verdammt kalt. Ich ertrotze mir wenigsten Schonzeit bis die Sonne auf unser Fenster scheint. Es gibt ein mageres Frühstück, bestehend aus zwei Scheiben Brot, fünf mal fünf Zentimeter groß, zwei "Rädeln" Salami und Lyoner Büchsenwurst. Lecker!


Der zweite Höhepunkt des heutigen Morgens ist unser 20 Meter entfernt stehendes Toilettenhäuschens. Auf dem Klo kann man in der Grube unter sich einen riesigen Stalagmiten sehen. Zu Stein gefrorene Kacke!!!
Heute haben wir nur eine kurze Etappe zu bewältigen. Nach Gokyo (4800 Meter) sind es nur noch drei Stunden Gehzeit. Erst am Ende der Etappe führt uns der Weg Steil am Rand einer Gletschermoräne nach oben. Die Ausblicke sind "Rum wie Num" spektakulär.
Die Temperaturen gemessen an Höhe und Jahreszeit angenehm. Bei minus zwei Grad und Sonnenschein lässt es sich hervorragend wandern. Der Gletschersee unmittelbar neben der kleinen Ansiedlung Gokyo ist bis auf ein kleines Loch zugefroren. Erstaunlicher Weise tummeln sich hier oben ein paar winterharte Entenfamilien. In Gokyo sind noch andere Wanderer zu Gange. In der einzigen geöffneten Lodge treffen wir auf zwei Engländer und zwei Australier. Wir werden herzlich begrüßt, die üblichen Backpacker Gespräche geführt.
Nach einer lecker Instantkartoffelsuppe geht's raus zum Gletscher. Gigantisch!!! Wir sehen sie fast alle. Cho Oyu, Everest, Lohtse, Makalu...!
Hinter einen Stein hocken wir uns in den Windschatten. Genießen die Sonne und den herrlichen Ausblick, bis hinüber zum Kumbu Eisbruch. Die Gipfelpyramide des Everest ist hinter einer großen Wolke versteckt. Macht aber gar nichts.
Auch unser alter Juwelkocher den Torsten 1988 beim Sachsenringrennen gegen einen Kasten Einsiedler Bier eingetauscht hat, meint es gut mit uns. Ohne zu explosionsartigen Verbrennungen zu neigen zaubert er uns ein Heißgetränk. Selbst auf 5600 Meter hat uns das DDR Kultmodel nie im Stich gelassen.

 

Morgen früh wollen wir als Zugabe noch den 5600 Meter hohen Gokyo Ri besteigen.
Geschafft haben wir unser Ziel auch ohne den Gipfelerfolg von Morgen. Ohne Träger und Guide, ohne Daunenklamotten und Goetexausrüstung sind wir trotz der vielen Hinweise und Warnungen im Januar bis nach Gokyo gelaufen.
Für die gesamte Wanderung von Pablu über Lukla, Namche Bazar zum Gokyo Ri und wieder zurück nach Lukla haben wir 19 Tage benötigt. Ein Nepalesischer Transporthubschrauber hat uns dann von Lukla nach Jiri per "Anhalter" mitgenommen. Von Jiri nach Katmandu sind es nochmals 18 Stunden unterhaltsame Busfahrt.
Tagestemperaturen von Stellenweise minus 10 Grad Celsius, starker Wind und Schneefall haben diese Tour nicht immer zum Spaziergang werden lassen. Aber gerade deshalb ist der Trek zum Everest Basis-Camp im Januar noch ein Geheimtipp. In den gesamten 19 Tagen sind wir höchstens 30 Leuten begegnet.
In der Hauptsaison soll es an den schmalen Hängebrücken zu regelrechten "Staus" kommen. Ein oder zwei Stunden Warterei sind oftmals keine Seltenheit ...

Reiseroute

Nepal, Indien - Kathmandu, Everest-Trek, Shitwan-Nationalpark, Varanasi, Jodphur, Jaiselmer, Thar-Wüste, Bangalore, Kerala, Goa, Mumbay